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Wie lautet ein hessisches Fragewort mit 7 Ä? „Häääääää?“ Es schallt mir meist von meinen Zuhörern entgegen, wenn ich „traumasensible Begleitung und neurosystemische Integration“ laut ausspreche. Und das mache ich neuerdings öfter (1) …
Damit das hier kein lustiges Ratespiel für dich wird, habe ich den heutigen Blogpost geschrieben. Denn in die Begriffe muss man sich wirklich erstmal hineindenken. Vielleicht magst du weiterlesen und dich auf die Entdeckungsreise begeben? Hier liegen wahre Schätze verborgen.
Traumasensible Begleitung
Das Wort Trauma kommt aus der griechischen Sprache und bedeutet Verletzung. Ein Trauma kann körperlicher oder seelischer Art sein. In meiner Arbeit mit Menschen, die narzisstischem Verhalten ausgesetzt sind oder waren, geht es ausschließlich um die seelischen bzw. psychischen Verletzungen. Auch wenn ich den Körper mit bedenke. Denn Seele/Psyche/Geist gibt es zumindest hier auf Erden nicht ohne den Körper. Wir sind ganze Menschen, keine Fragmente.
Doch genau das passiert, wenn ein Mensch traumatisiert wird – wenn etwas so schrecklich ist, dass es nicht auszuhalten ist: Das Erlebte zersplittert in dir drin dank einer Schutzfunktion deines Gehirns. Als würden tausend Einzelteile eines Puzzles wild in dir herumfliegen. Statt eines Gesamtbilds, das du klar und verständlich (Coaches, Berater oder Therapeuten sagen dazu auch kohärent) in deinen Lebenslauf integrieren kannst, wird die Erinnerung fragmentiert. Das, was dir passiert ist, ergibt deshalb keinen Sinn. Du kannst es nicht verarbeiten. Es entgleitet dir, wann immer du versuchst, es zu fassen. Es wird zu einem lebensbedrohlichen Schrecken, der dich immer wieder aus dem Schatten heraus anspringt, selbst wenn die wirkliche Gefahr längst vorbei ist (das nennen wir Flashback).
Die Bilder zur Illustration meines Blogposts sowie der Seite über Trauma hat mir die wundervolle Lindauer Künstlerin Dagmar Reiche auf meine Bitte hin digital ausgeliehen. Sie malt die für seelische Heilung so wichtige Stille, aber auch Gefühlswelten, und beschreibt Kunst als „die persönliche Freiheit, Dinge zu sehen und zu empfinden, die andere Menschen vielleicht ganz anders sehen. Und damit Dialoge anzustoßen.“ Ich möchte dich als Besucher meiner Seiten einladen, dein persönliches Lieblingsbild in Dagmars Online-Galerie zu erwerben. Das hier gezeigte Werk heißt Morgendunst (Acryl auf Leinwand, 40 x 60 Zentimeter) und ist noch erhältlich. Mich berührt Dagmars Kunst zutiefst und vielleicht geht es dir ja genauso … www.kunstreiche.de
Traumatherapeut Gabor Maté beschreibt es so: „Trauma is not what happens to you; it is, what happens inside you.“ Es geht also weniger um das, was dir passiert ist – denn die Reaktion darauf ist von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich. Sondern darum, ob du das Erlebte hinterher verarbeiten und dich dem Leben wieder zuwenden kannst.
Und hier setzt die traumasensible Begleitung an. Wenn du es eben nicht alleine kannst. Niemand sollte im Leben alles alleine bewältigen müssen. Ja, es ist schlicht unmöglich. Wir sind soziale Wesen und brauchen einander. Das ist ganz normal und menschlich, und bitte nichts, wofür du dich schämen musst!
Traumasensibel zu begleiten bedeutet, dass ich in meiner Arbeit als Coach, Consultant, Trainer oder Mediator
- Trauma-Symptome erkenne und über die Folgen von Traumatisierung Bescheid weiß,
- dich besser verstehen kann und dich mit dem annehmen werde, was da ist und wie du bist – egal, ob du dich als ‚Opfer‘ von Narzissmus siehst, oder ob du erkannt hast, dass dein extrem narzisstisches Verhalten aus einer eigenen frühen Traumatisierung stammt,
- achtsam damit umgehen kann, ohne dein Thema zu tabuisieren, aber auch ohne dich zu retraumatisieren,
- für dich wie ein sicheres Geländer bin, an dem du dich auf schwierigen Wegstrecken entlanghangeln kannst, ohne abzustürzen,
- und dabei unterstütze, dich nervlich zu regulieren (siehe unten) und wieder Halt in dir Selbst und in der Welt zu finden.
Am Ende unseres gemeinsamen Weges fühlst du dich stärker, sicherer, gesehen, anerkannt, unterstützt und selbstwirksamer.
Gibt es einen Unterschied zur Traumatherapie?
Und werde ich vom traumasensiblen Coach geheilt?
Traumatherapeuten arbeiten mit dem, was passiert ist, also mit dem Trauma-Inhalt.
Als traumasensibler Coach arbeite ich mit dir an deinem selbst gewählten Ziel. Zum Beispiel, dich aus einer toxischen Bindung zu lösen. Oder eben zu verstehen und zu verarbeiten, was dir passiert ist, ohne tief in die inhaltlichen und meist schmerzhaften Details tauchen zu müssen. Warum du an einen Narzissten geraten bist und wie du das zukünftig vermeiden kannst. Oder wie das Leben nun wieder schön werden kann. Wie du von dem seelischen Wrack, als das du dich gerade ansiehst, wieder zu einem starken, selbstsicheren, fröhlichen Menschen werden kannst.
Ich bin keine Traumatherapeutin, ich rechne nicht über Krankenkassen ab und habe keine Dokumentationspflicht. Ich heile dich nicht. Auch der Therapeut heilt dich nicht, entgegen der gängigen Meinung. Man könnte es so sagen: Was zwischen uns auf dem Weg passiert, auf dem du mutig vorangehst und auf dem ich dich ein Stück begleiten darf, das heilt dich! Denn Bindungs- oder Entwicklungstraumata entstehen durch Beziehungen, in denen du verletzt wirst, nicht mehr vertrauen kannst und dich nicht mehr verbunden fühlst. Deshalb entsteht Heilung ebenfalls durch Beziehungen, wenn du neue, positive Erfahrungen machst, wenn du dazulernst und dein Gehirn die alten Erfahrungen langsam überschreiben kann. Auch Forschungsergebnisse zeigen, dass sichere, wertschätzende und wohlwollende Beziehungen entscheidend für die Heilung von Traumata sind (2). Eine solche Beziehung kann auch professioneller Art sein, und dann spielt es keine große Rolle mehr, ob es sich um einen Therapeuten oder entsprechend ausgebildeten Coach handelt.
Eine vertrauensvolle Beziehung kann dir dabei helfen, dich sicher zu fühlen, Verletzlichkeit zu zeigen und langsam Abwehrmechanismen abzubauen, die du aufgrund von Trauma entwickelt hast. Beziehungen, die durch Vertrauen, Mitgefühl, Präsenz, Respekt und Akzeptanz geprägt sind, fördern die emotionale und psychische Heilung, indem sie eine sichere Umgebung schaffen, in der sich Menschen verstanden und unterstützt fühlen. So kann es dann sogar wie nebenbei geschehen, dass posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) überwunden werden.
Wenn du dich nicht mehr in der Lage siehst, den Weg aktiv zu gehen und mit mir zu arbeiten, wende dich bitte an einen Arzt oder eine Klinik. In dem Fall bist du bei mir an der falschen Adresse.
Neurosystemische Integration
Dauerhafter Kontakt mit einem extremen Narzissten bedeutet enormen Stress. Es ist ein Stress, unter dem Narzissten auch selbst stehen, weshalb sie oft Burnout bekommen – und Leute in den Burnout treiben. Der Stress zeigt sich an körperlichen Reaktionen – Angriff/Verteidigung, Flucht, Totstellen oder etwas, das sich auf Deutsch am besten als beschwichtigend Anbiedern beschreiben lässt: die Fawn Response. Und deshalb arbeite ich mit deinem Nervensystem (hier kommt das Wort Neuro ins Spiel), dass der Träger dieser Stressreaktionen ist. Um traumatische, hoch stresshafte Erfahrungen aufzulösen, führt der Weg also immer auch über den Körper: Dein Nervensystem braucht Regulation.
Bereits dein Körper ist ein System, deine Seele ist ein inneres System, und du bist insgesamt auch immer in mehrere Systeme eingebunden. Zum Beispiel in deine Familie, deinen Freundeskreis, deine Firma. Auch ein Trauma ist nie isoliert: Traumatisierung passiert immer innerhalb eines Systems. Unser Gehirn und Nervensystem sind eng mit sozialen und organisatorischen Systemen verknüpft. Wir schauen deshalb in der Zusammenarbeit auf das, was dich umgibt – auch jenseits der Beziehung zu einem extrem narzisstischen Lebenspartner, Familienmitglied oder Vorgesetzten bzw. unabhängig vom Thema Narzissmus.
Wenn wir all das integrieren, können wir das, was Individuen und Gruppen erleben und wie sie sich verhalten, besser verstehen und auf Basis der Neurobiologie auch nachhaltig verändern. Immer unter der Bedingung, dass ein Mensch oder eine Gruppe sich verändern möchte bzw. die Not dazu sieht. Im Detail geht es bei der neurosystemischen Integration darum, wie das Gehirn und das Nervensystem auf soziale Interaktionen, Stress und emotionale Erlebnisse reagieren und wie diese Reaktionen wiederum die Dynamiken innerhalb von Gruppen und Organisationen beeinflussen. Durch neurosystemische Integration können das Wohlbefinden, die psychologische Sicherheit sowie die psychische Widerstandskraft (Resilienz) gestärkt werden.
Neurosystemische Integration ist deshalb nicht nur für dich als Privatperson interessant, sondern auch spannend für die Organisationsentwicklung.
Diese Ansätze und Methoden beinhaltet die neurosystemische Integration:
- Hirnforschung (Neurowissenschaft/Neurobiologie)
- Systemische Therapie
- Ego State Therapie: Anteile-Arbeit mit dem inneren System
- Hypnosystemik nach Gunther Schmidt: Es geht um die Macht der Imagination auf dein Bewusstsein und Unterbewusstsein; ich hypnotisiere dich dabei nicht!
- Psychotraumatologie
- Bindungsorientierte Psychotherapie
- Körperpsychotherapie
Was kann ich jetzt für dich tun?
- Wenn du dich von meinem Artikel über traumasensible Begleitung und neurosystemische Integration angesprochen fühlst, kannst du gerne eine erste Kurzberatung von 30 Minuten mit mir ausmachen. Termine findest du hier.
- Das Honorar von 60 Euro wird komplett angerechnet, wenn du mich nach diesem Erstgespräch als traumasensibler Coach, für psychologische Beratung, Organisationsberatung, Mediation oder für ein Seminar buchst.
- Wenn es sich bei deinem Thema für die traumasensible Begleitung um etwas anderes als mein Spezialgebiet „Narzissmus“ handelt, schreib mir bitte eine kurze Mail, und wir finden gemeinsam heraus, ob und wie ich dich unterstützen kann.
- Wenn du deine Resilienz für dich alleine stärken möchtest, schau dich mal bei meinem Resilienz-Onlinekurs „Wellness für die Seele“ um.
- Du interessierst dich für Narzissmus in Job und Wirtschaft? Dafür haben Marion Thiel und ich das Buch „Die Narzissmus-Bilanz“ geschrieben – es erscheint bei Vahlen am 31.10.24 und du kannst es bereits vorbestellen.
Fußnoten
(1) Denn dies ist es, was ich bei der Traumatherapeutin Verena König gelernt habe. Seit Juli 2024 bin ich auch offiziell zertifiziert: als „Coach für NI Neurosystemische Integration® und ganzheitlich-integrative Traumaarbeit“ oder kurz: als traumasensibler Coach! Ich habe mich 2023 für diese Weiterbildung entschieden, um Menschen und Unternehmen, die von extremem Narzissmus belastet sind, noch besser unterstützen zu können. Aber auch, um endlich Menschen in narzisstischen Nöten (vgl. Eidenschink, Klaus) helfen zu können.
(2) https://mindviewpsychology.com.au/healing-trauma-through-safe-relationships/
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