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In einem Konfliktfall – einer Meinungsverschiedenheit mit dem Kunden, einer versäumten Rechnung des Finanzamts oder einem Streit mit der Ehefrau – verfallen wir Menschen gerne in einen von drei Zuständen: Wir werden aggressiv und greifen an. Wir sehen uns in die Enge gedrängt und verteidigen uns oder wir laufen weg. Alternativ stecken wir den Kopf in den Sand und stellen uns tot. Fight, flight, freeze. Diese so genannten Stressreaktionen treten auf, wenn wir uns aus unserer Komfortzone – dem Bereich von Sicherheit, Routine und Entspannung – herausbegeben, die Stretch-Zone – das Areal der meisterbaren Herausforderungen – durchschreiten und dann an der Grenze zur Panikzone angelangt bzw. weit darüber hinaus gegangen oder geschubst worden sind. Willkommen im Bereich der Überforderung!

Was uns stresst, lässt uns in diesem Zustand sofort reagieren, wir können keinen Puffer mehr zwischen Reiz und Reaktion bringen. Die dazugehörigen Reaktionsgefühle heißen Ohnmacht, Angst bis hin zur Panik, und Wut. Doch wie kommt es in unserem Gehirn dazu?

Lässt der Thalamus, der Torwächter unseres Bewusstseins, überhaupt zu, dass eine Information über unsere Sinne eindringen kann, passiert Folgendes: Der Thalamus schickt die Information gleichzeitig an zwei Orte: ins Emotionszentrum mit der Amygdala und ins Großhirn, dort wohnt der Verstand. Allerdings ist der Weg zum Emotionszentrum kürzer – wir reden hier über einen Unterschied von Sekundenbruchteilen. Dort entscheidet die Amygdala, deren Hauptaufgabe es ist, Lebensgefahr zu erkennen und das Bedürfnis nach Sicherheit zu erfüllen, ob der eingetroffene Reiz harmlos oder gefährlich ist. Viel Zeit für belanglose Diskussionen unter Neuronen ist da nicht. Wurde die Situation, das Tier oder eben der Konflikt als Bedrohung erkannt, hat die Amygdala bereits alle Truppen mobilisiert. Soll heißen, der Blutdruck steigt, die Atmung geht schneller, die Handflächen werden feucht und wir sind möglicherweise auch bereits losgerannt, um den Feind (verbal) zu packen. Wohlgemerkt, bevor die Information auch nur im Großhirn angekommen ist!

Dort wird dann der Hippocampus aktiv, der Bibliothekar unseres Gehirns. Er macht einen Quick-Check, ob die Information bekannt ist, ob das Problem aufgrund der bisherigen Lebenserfahrung zu lösen ist oder ob es sich um einen Irrtum handeln könnte. Lauten die Antworten auf solche Fragen „ja“, dann reden wir von Eu-Stress , dann beruhigt sich auch die Amygdala und stellt die Stressreaktion wieder ab. Wir sind dann in der Lage, einen Weg zu finden, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen und die jeweilige Situation zu meistern. Findet der Hippocampus jedoch nichts, worauf er zurückgreifen kann, übernimmt erneut das Emotionszentrum, wir sind im Dis-Stress. Unsere Selbststeuerung geht verloren, es bleiben nur noch die drei „F“ – solange, bis wir eine Erfahrung machen, die uns hilft, die Situation wieder in den Griff zu kriegen, oder bis es „gemeinsam in den Abgrund“ (so bezeichnet der Konfliktforscher Friedrich Glasl die letzte Eskalationsstufe) geht …

Um zu lernen, auch in stressigen Situationen ruhig zu bleiben und den besagten Puffer zwischen Reiz und Reaktion zu bringen, helfen Meditation und Achtsamkeitsübungen. Der erste Schritt, die eigenen Impulse gezügelt zu kriegen und bei Stress nicht in altbekannte Verhaltensmuster zu fallen, ist allerdings, sich der Sache bewusst zu werden. Sich bewusst zu werden, was da gerade in einem drin passiert. Sich bewusst zu werden, dass man immer die Wahl hat, wie man reagieren möchte – auch, wenn es vielleicht anfangs schwer fällt, das zu glauben. Wenn du bis hierhin gelesen hast, hast du diesen ersten Schritt bereits gemacht.

Wenn du genauer erforschen möchtest, wieso du unter Stress reagierst, wie du reagierst, und wie du das verändern kannst, dann melde dich gerne bei mir für einen Gesprächstermin!

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